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Verpackungswissen

Lebensmittel plastikfrei verpacken - Geht das überhaupt?

Seit wir uns der Folgen von Umwelt- und Plastikverschmutzung bewusst sind, versuchen wir im Alltag bewusster zu konsumieren und Verpackungsabfälle einzusparen. Das haben sich viele Marken zum Anlass genommen, ihre Produkte als „100 % plastikfrei“ zu bewerben. Aber sind derartige Plastikfrei-Versprechen wirklich stichhaltig oder handelt es sich um Greenwashing?

Erstellt am20.07.2023

Hohe Berge aus Müll, schwarze Rauchwolken über den Müllverbrennungsanlagen und schmelzende Polkappen in der Arktis – kommen dir solche alarmierenden Bilder auch bekannt vor? Umweltverschmutzung ist ein reelles Problem, das längst kein Geheimnis mehr ist. Als Reaktion darauf werben Hersteller:innen mit „plastikfreien Verpackungen". Sie hätten eine schnelle und scheinbar nachhaltige Lösung gefunden. Doch was bedeutet „plastikfrei“ in Bezug auf Verpackungen eigentlich?

Wann gilt eine Verpackung als plastikfrei?

Eine Verpackung gilt als plastikfrei, wenn sie komplett ohne irgendwelche Kunststoffe hergestellt wurde. Konkret heißt das, dass sowohl der Hauptbestandteil der Verpackung, als auch jegliche Beschichtungen, Verschlüsse oder Zusatzstoffe aus Plastikmaterial bestehen.

Das gilt für alle Plastikmaterialien, also konventionelle Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen und biologisch abbaubare Kunststoffe, die zwar aus pflanzlichen Materialien hergestellt werden, aber dennoch ähnliche Umweltauswirkungen haben können.

“I am not plastic”: Von beliebten Nachhaltigkeitsclaims in der Verpackungswelt

Von Müsliriegelverpackungen bis hin zu Folien für Geschirrspültabs – Claim-Variationen wie „nachhaltig & plastikfrei verpackt”, „100 % plastic free” oder „I am not plastic” schmücken immer mehr Produktverpackungen. Die Versprechen dabei: Kein zurückbleibendes Mikroplastik in unserer Umwelt, Schutz der marinen Tierwelt und vieles mehr. Na also, warum nicht gleich so? Wenn nachhaltige, plastikfreie Verpackungen so einfach sind, warum wird das Material überhaupt noch für Verpackungen verwendet?

Klare Frage – klare Antwort: Weil es in den meisten Fällen nicht wahr ist. Denn beim genauen Hinschauen und Lesen des Kleingedruckten fällt beispielsweise auf, dass als plastikfrei beworbene Müsliriegelverpackungen aus Polylactide (kurz: PLA), einem biobasierten Kunststoff, bestehen. Biobasierte Kunststoffe können zweifellos ökologische Vorteile gegenüber fossilbasiertem Plastik haben, da erstere auf nachwachsenden Rohstoffen wie Zellulose, Zuckerrohr oder Maisstärke basieren. Doch die Herkunft eines Kunststoffes – ob nun aus nachwachsenden oder aus fossilbasierten Rohstoffen – ändert nichts an der Tatsache, dass es sich um Polymere handelt – also Plastikmaterial...

Achtung vor Greenwashing: Plastikfrei als ungeschützter Begriff

Die Begriffe „plastikfrei” und „Biokunststoff” sind nicht geschützt und werden deshalb nicht einheitlich verwendet. Jedoch wurden in der Vergangenheit bereits Unternehmen wegen „irreführender geschäftlicher Handlungen", abgemahnt, da sie kunststoffhaltige Materialien fälschlicherweise als plastikfrei beworben haben. Grund dafür ist, dass auch biobasierte und kompostierbare Kunststoffe wie „PLA" aus Maisstärke oder Zuckerrohr gesetzlich unter die Kunststoffverordnung fallen.

2024 hat sich die europäische Kommission aber endlich auf Anpassungen der EU-Verbrauchervorschriften geeinigt, um Greenwashing mit irreführenden Werbeslogans und falschen Umweltaussagen ein Ende zu setzen. Zudem soll im Zuge der neuen EU-Verpackungsverordnung der Plastikverbrauch im Handel und der Industrie stark reduziert werden, sodass in Zukunft weniger Alltagsmüll in den Mitgliedsstaaten anfällt.

Mehr zu der PPWR EU-Verordnung und ihren Auswirkungen auf dein Unternehmen, erfährst du übrigens hier.

Priorität Produktschutz: Warum selten ein Weg an Kunststoff vorbeiführt

Natürlich befindet sich nicht ohne Grund in nahezu allen Lebensmittelverpackungen ein gewisser Anteil an Kunststoff. Denn auf die guten Schutzeigenschaften von Kunststoff können Unternehmen bei der Lagerung, der Präsentation und dem Versand ihrer Produkte nur sehr schwer verzichten. Hast du schon mal versucht, Mozzarella in Zeitungspapier einzuwickeln? Don't do it! ☺

Außerdem ist Kunststoff notwendig, um eine Verpackung an den Seiten verschließen („versiegeln”) zu können – und sie damit überhaupt erst in eine Beutel- oder Tütenform zu bringen. Kunststoff hat also zwei Funktionen: a) um überhaupt eine Verpackung herzustellen und b) um dein Produkt ausreichend zu schützen und haltbar zu machen. Unverpacktläden stellen nicht für alle Produkte eine gute Alternative dar, denn unverpackte Produkte können anfälliger für Verunreinigungen sein.

Derzeit gibt es praktisch nur Lebensmittelkontaktmaterialien, die in irgendeiner Form aus Plastik bestehen. Was wir brauchen sind neue, nachhaltige und smarte Papierlösungen, die wirklich ohne festverklebten Kunststoff-Film (ja, auch ohne einen biobasierten oder kompostierbaren Kunststoff-Film!) auskommen. Denn fremde Materialschichten (egal, ob sie als umweltfreundlich gelten oder nicht), die sich nicht vom Papier trennen lassen, verhindern ein Recycling der Verpackung.

Mit viel Forschung zum Ziel: Eine Papierverpackung ohne Kunststoff-Film

Wir von Packiro haben es uns auf die Agenda gesetzt, die plastikfreieste Verpackung für Lebensmittel zu entwickeln. Mit einer innovativen Papierstruktur, die es so in der Verpackungswelt noch nicht gegeben hat.

Das nachhaltige Papier unserer Verpackung schützt sogar sensible Lebensmittel optimal, sodass wir auf einen fest verklebten Kunststoff-Film verzichten können. Das ist wie gesagt superwichtig, da nur eine Papierverpackung ohne Kunststoff-Film im Altpapier recycelt werden kann. Und das Recycling von Verpackungsmaterialien schont unsere Ressourcen und unsere Umwelt.

Trotz dieses großen Meilensteins und aller Vorfreude, wollen wir an dieser Stelle weiterhin transparent kommunizieren: Um das Papier zu einer Verpackung zu formen und an den Enden verschließen („versiegeln“) zu können, werden wir auf ein synthetisch hergestelltes Bindemittel („Coating“) aus Harzen setzen müssen. Diese Harze sind Kunststoffe, die aus vielen alltäglichen Produktbereichen weder wegzudenken, noch zu ersetzen sind. Uns ist es mit dem neuen Verpackungsmaterial jedoch gelungen, diesen Anteil so gering wie möglich zu halten, sodass das Coating im Recyclingprozess leicht vom Papier getrennt werden kann – das ist bei einem festverklebten Film aus herkömmlichem- oder Biokunststoff nicht möglich. Dadurch wird unsere Papierverpackung problemlos und sortenrein im Altpapier recycelbar sein!

Fazit: Lebensmittelverpackungen völlig plastikfrei?

Bislang gibt es keine zu 100 % plastikfreien Verpackungen für Lebensmittel auf dem Markt. Aber wir arbeiten daran, bald zu den Vorreitern zu gehören, um gemeinsam mit dir und deinem Unternehmen den Plastikverbrauch und Umweltauswirkungen zu reduzieren! 

Neugierig? Wir informieren dich, sobald unsere innovative Papierverpackung bei uns im Shop erhältlich sein wird! Melde dich unten auf der Seite zu unserem Packiro Newsletter an, um auf dem Laufenden zu bleiben und keine News zu verpassen!

FAQ zum Thema plastikfrei

Ist es möglich plastikfrei zu verpacken?

Kurz gesagt: Keine elastische Lebensmittel-Papierverpackung auf dem Verpackungsmarkt ist zu 100 % plastikfrei! Uns ist kein Verpackungsmaterial bekannt, das sich aktuell zu einer Verpackung formen („siegeln") lässt, hohe Schutzeigenschaften aufweist und gänzlich ohne Kunststoff auskommt. Alle Bindemittel zum Siegeln von Verpackungen, die derzeit auf dem Verpackungsmarkt erhältlich sind, basieren auf Kunststoffen.

Wir konnten diesen Anteil jedoch auf ein Minimum reduzieren. Es kommen lediglich synthetische Harze in Form unseres hauchdünnen Coatings zum Einsatz – auf einen festverklebten Kunststoff-Film verzichten wir jedoch. Aus diesem Grund kann unsere zukünftige Papierverpackung problemlos im Altpapier recycelt werden. Je mehr Verpackungsmaterialien recycelt werden, desto besser für unsere Umwelt!

Wirklich plastikfreie Verpackungen (z.B. Papierkartons ohne jegliche Beschichtungen) sind nicht geeignet, um Lebensmittel ausreichend vor äußeren Einflüssen zu schützen. Wenn Lebensmittel aus diesem Grund schnell verderben und weg geschmissen werden, ist das alles andere als nachhaltig. Handelt es sich lediglich um eine Verpackungsart wie Um- oder Transportverpackung, benötigt deine Verpackung natürlich deutlich weniger Schutzeigenschaften, sodass plastikfreie Kartonverpackungen zum Einsatz kommen können.

Nein, plastikfrei bedeutet nicht, dass die Verpackung automatisch nachhaltig ist. Denn nicht alle Alternativmaterialien von Kunststoff sind umweltfreundlich: Glas und Dosenverpackungen verbrauchen bei der Herstellung zum Beispiel mehr Ressourcen als Beutelverpackungen aus Kunststoff. Aufgrund des hohen Gewichts, wird zusätzlich mehr CO2 beim Transport ausgestoßen. Hinter dem Begriff “plastikfrei” verstecken sich außerdem oft biobasierte Kunststoffe.