“Powered by plants” ist schon lange mehr als nur ein Ernährungskonzept. Denn auch im Verpackungsbereich kommt Stärke aus Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr zum Einsatz, um sogenannte Biokunststoffe herzustellen. Wann machen solche Verpackungslösungen Sinn und wo liegen im Vergleich zu erdölbasierten Kunststoffen die Vorteile? Und last but not least: Was hat das alles mit unserem neuen Verpackungshelden zu tun?
Erstellt am23.07.2023Fast 3.000 Deutsche fragen Google monatlich um Rat, wenn es um “Biokunststoffe / Bioplastik” geht – zu recht! Denn hinter den Überbegriffen versteckt sich ein wahrer Begriffsdschungel: Manche Biokunststoffe sind biobasiert, andere biologisch abbaubar bzw. kompostierbar. Und dann gibt es noch Kunststoffe, die beides sind: biobasiert und biologisch abbaubar bzw. kompostierbar. So zum Beispiel auch der Kunststoff PLA (Polylactide, also Polymilchsäure), den wir für unseren neuen Verpackungshelden, den “Biobasierten Ben” verwenden! Aber mehr dazu gleich – zuerst einmal wollen wir den Unterschied zwischen den Eigenschaften “biobasiert” und “biologisch abbaubar” bzw. "kompostierbar" kurz und knapp erklären.
Biobasierte Kunststoffe werden komplett oder teilweise aus stärke- und zellulosereichen Pflanzen wie Mais, Kartoffelstärke oder Zuckerrohr gewonnen. In einigen Fällen werden auch Reststoffe und Abfälle aus der Landwirtschaft verwendet.
TÜV Austria (früher Vinçotte) bietet mit dem “OK-biobased”-Siegel eine Zertifizierung an, bei welcher der biobasierte Anteil eines Kunststoffs geprüft und bestätigt wird. Da unser Material Ben nachwesislich aus biobasierten Rohstoffen besteht, hat er die renommierte Zertifizierung erhalten! Das Beste daran: Nach dem Kauf kannst du das Siegel direkt auf deine Verpackung drucken und für deine Kundenkommunikation verwenden!
Biologisch abbaubare bzw. kompostierbare Kunststoffe können sich durch biologische Mechanismen, beispielsweise durch den Einsatz von Enzymen, zersetzen. Zurückbleiben sollen dabei nur Wasser, Biomasse, Mineralien und Kohlendioxid. Wie lange die Zersetzung dauert, hängt vor allem von der Dicke des Biokunststoffes und den äußeren Bedingungen wie Hitze, Feuchtigkeit, Bakterien, Pilze etc. ab.
Eine biologisch abbaubarer Kunststoff wird als kompostierbar bezeichnet, wenn er sich in einem vorgegeben Zeitrahmen und unter festgesetzten Bedingungen zersetzt. Nähere Infos dazu findest du in unserem Magazinbeitrag über kompostierbare Verpackungen. In der Abbildung unten kannst du erkennen, zu welcher Gruppe von Biokunststoffen unser neues Material, der "Biobasierte Ben" gehören wird!
#1 Verminderung von zusätzlichen CO2-Emissionen
Für die Herstellung von herkömmlichem Kunststoff kommt Erdöl zum Einsatz. In diesem Erdöl ist Millionen Jahre altes CO2 gebunden. Durch die Verbrennung des Kunststoffs nach seiner Nutzungsdauer gelangt das im Erdöl gebundene CO2 zusätzlich in die Atmosphäre.
Für die Herstellung von Biokunststoffen wird dagegen Stärke aus Pflanzen eingesetzt. Pflanzen benötigen für ihr Wachstum CO2, welches sie der Atmosphäre entnehmen. Bei der Verbrennung des Kunststoffs wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie davor auch von der Pflanze aufgenommen wurde. Somit entsteht eine Art CO2-Kreislauf.
Auf diese Weise trägt auch unser neuer Verpackungsheld Ben aus Papier und Biokunststoff dazu bei, dass zusätzliche CO2-Emissionen verringert werden.
#2 Verringerung der Abhängigkeit von Erdöl für die Verpackungsherstellung
Erdöl ist ein fossiler Rohstoff und nicht endlos für uns verfügbar. Durch den Einsatz von pflanzenbasierten Rohstoffen reduzieren wir den Erdöleinsatz und machen Deutschland somit unabhängiger von anderen Staaten, die Erdölreserven besitzen.
#3 Potenzial zur Förderung der biologischen Kreislaufwirtschaft durch Kompostierung
Viele Biokunststoffe (auch der für unsere Bio-Verpackung "Ben" verwendete PLA-Kunststoff) sind grundsätzlich für eine Kompostierung geeignet. Wenn sich einzelne Länder dazu entschließen, ihre Sortier- und Kompostieranlagen für eine Kompostierung von Biokunststoffen zu befähigen, können diese auch sinnvoll recycelt werden. In der Realität ist das aber noch schwierig, sodass solche Kunststoffe zumeist in der Müllverbrennungsanlage landen. Auch wenn Anbieter oft suggerieren, dass sich kompostierbare Verpackungen auf dem Kompost oder in der Biotonne einfach in Luft auflösen, ist das nicht der Fall. Mehr Infos dazu findest du in unserem Magazinbeitrag.
#1 Umstieg von nicht recyclingfähigen Verpackungen
Der Einsatz von Biokunststoff macht für alle Verpackungen Sinn, die nicht recycelt werden können. Grund dafür ist, dass diese immer verbrannt werden. Nicht recyclingfähige Verpackungen sind z.B. Papier-Plastik-Verbünde, oder Plastik-Verbünde mit unterschiedlichen Plastiksorten (sogenannter Multikunststoff).
#2 Umstieg von einer recycelbaren Verpackung, die in Ländern ohne Kunststoff-Recycling verkauft wird
Verpackungen aus Biokunststoffen können auch gegenüber recycelbaren Verpackungen im Vorteil sein – je nachdem, in welchen Ländern diese verkauft werden.
Denkst du dir gerade: Moment mal – recycelbare Verpackungen sind doch viel nachhaltiger? Da stimmen wir dir als großer Befürworter einer Circular Economy zu. Aus diesem Grund wollen wir mit unseren recycelbaren Stand- und Blockbodenbeuteln aus Kunststoff auch zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft beitragen. ABER: Ein effizientes Kunststoff-Recycling ist leider (noch) nicht in allen Ländern gegeben. Ob Kunststoffe recycelt und die Rohstoffe für neue Produkte verwendet werden oder ob sie verbrannt werden, unterscheidet sich in Europa stark zwischen den einzelnen Ländern. Für diese Fälle sind deshalb Alternativlösungen wie Biokunststoffe gefragt.
Ben besteht aus zertifiziert nachhaltigem Papier und einem inneren biobasierten Kunststoff-Film. So verringert er den Einsatz von erdölbasiertem Plastik und mindert zusätzliche CO2-Emissionen!
Nein, biologisch abbaubare Kunststoffe dürfen nicht in der Biotonne entsorgt werden, das ist gesetzlich verboten. Grund dafür ist, dass sich Biokunststoff wie z.B. das Milchsäure-Polymer PLA langsamer zersetzt als Biomüll (2-3 Wochen). Deshalb bleiben Mikro-Materialreste der Verpackungen zurück, was den Kompost verunreinigt. PLA wird von den Sortieranlagen aktuell noch als Kunststoff identifiziert und daraufhin aussortiert und thermisch verwertet (verbrannt).
Biokunststoffe sind teurer als konventionelle Kunststoffe, da ihr Herstellungsprozess aktuell noch wesentlicher aufwendiger ist. Ein Meter Rollenware des biobasierten Kunststoffs PLA für Stand- oder Blockbodenbeutel kostet ca. 50 % mehr als der fossilbasierte Kunststoff PET. Mit steigender Nachfrage wird der Preis für Biokunststoff aller Voraussicht nach aufgrund von Skalierungseffekten abnehmen.
Zur Herstellung wird Biomasse genutzt. Diese Biomasse kann aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus Rest- und Abfallstoffen gewonnen werden. Beispiele sind stärke- und zellulosereiche Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr, manchmal aber auch Ölsaaten oder Holz.
Aktuell können Abfälle aus Biokunststoffen nur recycelt werden, wenn sie den gleichen Aufbau wie ihre fossilbasierten Pendants aufweisen und daher mit diesem zusammen recycelt werden (z.B. Bio-PET zusammen mit herkömmlichem PET).
Wenn das jedoch nicht der Fall ist, werden die Stoffe derzeit in den Sortieranlagen aussortiert und verbrannt. Da ihr Anteil an allen Kunststoffen auf dem Verpackungsmarkt noch sehr gering ist (unter 1 %), ist ein eigener Recyclingstrom für Sortieranlagen derzeit wirtschaftlich noch nicht profitabel.
Um den genauen biobasierten Anteil eines Kunststoffs zu bestimmen, misst TÜV Austria für das ok biobased Zertifikat die C14-Aktivität der Rohstoffe:
- Junger Kohlenstoff (0-10 Jahre) aus nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Pflanzen), hat eine C14-Aktivität von etwa 100 %.
- Alter Kohlenstoff aus fossilen Rohstoffen (Millionen von Jahre) hat eine C14-Aktivität von etwa 0 %.
Beispiel: Wenn ein Produkt eine C14-Aktivität von 80 % aufweist, bedeutet das, dass das Material zu 80 % aus erneuerbarem und zu 20 % aus fossilem Kohlenstoff besteht.