Kompostierbare Verpackungen werden stark beworben, wobei die Kommunikation rund um die Entsorgung von kompostierbaren Verpackungen oft irreführend ist. So entsteht bei vielen Konsument:innen der Eindruck, dass sich kompostierbare Verpackungen, zusammen mit anderen organischen Abfällen, buchstäblich in Luft auflösen. Doch so einfach ist es leider nicht.
Erstellt am24.07.2023Um das Prinzip von kompostierbaren Verpackungen zu verstehen, ist es hilfreich, sie zunächst deutlich von den naheliegenden Begriffen "bio-basiert" und "biologisch abbaubar" zu unterscheiden. Denn die simultane Verwendung dieser Begriffe verstärkt verstärkt bestehende Missverständnisse bei Händler:innen und Verbraucher:innen.
Abgrenzung zu bio-basierten Verpackungen
Bio-basierte Kunststoffe werden komplett oder nur teilweise (z.B. auch durch Zusätze wie Stabilisatoren) aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrohr gewonnen. Der Anteil kann von wenigen Prozent bis nahezu 100 Prozent variieren. Bio-PET beispielsweise besteht zu etwa 30% aus Zuckerrohr und zu 70% aus fossilen Rohstoffen. Du möchtest mehr über bio-basierte Kunststoffe erfahren? In unserem Glossar beleuchten wir diese aus allen Blickwinkeln - von ihrer Zusammensetzung über ihre CO2-Bilanz bis hin zum Recycling.
Abgrenzung zu biologisch abbaubaren Verpackungen
Während der Begriff bio-basiert die Herkunft eines Materials näher beschreibt, definiert der Begriff biologisch abbaubar dagegen die Entsorgung. Biologisch abbaubar bedeutet, dass sich die Materialien in einem unbestimmten Zeitraum durch biologische Vorgänge zersetzen. Nach der Zersetzung sollte lediglich Wasser und Kohlenstoffdioxid zurückbleiben. Übrigens: Biologisch abbaubar bedeutet nicht, dass die Materialien automatisch auch aus bio-basierten Materialien bestehen. Es gibt biologisch abbaubare Kunststoffe, die sich teilweise zum Beispiel aus erdölbasierten Kunststoffen zusammensetzen.
Definition Kompostierbare Verpackungen
Kompostierbare Verpackungen bestehen meistens aus PLA (auch Polymilchsäure genannt) und sind ein Spezialfall von biologisch abbaubaren Verpackungen. Grund dafür ist, dass eine konkrete Zeitangabe vorgegeben ist, in welchem Zeitraum die biologische Zersetzung unter definierten Bedingungen stattfinden muss. Diese Zeiträume werden durch die EN/DIN 13432 Norm bestimmt und unterscheiden sich zwischen industrieller und Heimkompostierbarkeit. Industriell kompostierbar bedeutet, dass sich die Materialien nach 4-5 Wochen bei 65°C oder nach 12 Wochen bei 45°C zersetzen. Diese Bedingungen herrschen nur auf industriellen Anlagen. Heimkompostierbar bedeutet ein Zeitfenster von 24 Wochen bei 28°C. Leider lösen sich kompostierbare Verpackungen also nicht, wie häufig angenommen, gleichzeitig mit anderen organischen Abfällen in Luft auf. Denn Biomüll zersetzt sich, wie bereits erwähnt, bereits nach 2-3 Wochen. Ein Recycling von kompostierbaren Verpackungen ist bislang nicht möglich - im nächsten Punkt erklären wir dir ausführlich, warum nicht.
Viele Unternehmen bewerben biologisch abbaubare Verpackungen aus PLA als "plastikfrei". Laut Kunststoffverordnung handelt es sich dabei jedoch um Verbrauchertäuschung, da auch PLA aus einer Polymerkette besteht, also nachgewiesen ein Kunststoff ist.
Die Entsorgung von kompostierbare Verpackungen ist ein Knackpunkt und durchaus tricky: Denn ganz egal, in welche Tonne die Verpackungen geworfen werden, bislang werden sie aussortiert und verbrannt, anstatt recycelt:
In der Biotonne ist die Entsorgung von kompostierbaren Verpackungen gesetzlich nicht erlaubt, da sich PLA langsamer zersetzt als Biomüll (2-3 Wochen). Deshalb bleiben Reste der Verpackungen zurück, was den Kompost verunreinigt. PLA wird von den Sortieranlagen als Kunststoff identifiziert und daraufhin aussortiert und thermisch verwertet (verbrannt).
Im Gelben Sack ist die Entsorgung ebenfalls nicht richtig. Sortieranlagen könnten PLA zwar via NIR (Nah-Infrarot-Scanner) identifizieren, allerdings gibt es aktuell noch viel zu wenige PLA-Verpackungen (<1% aller Verpackungen). Daher lohnt es sich wirtschaftlich bisher nicht, sie auszusortieren und zu recyclen. Auch in diesem Fall werden kompostierbare Verpackungen also aussortiert und mit anderem Restmüll verbrannt.
Eine Entsorgung in der Papiertonne führt ebenfalls dazu, dass die Verpackung verbrannt wird. Denn die Sortieranlage vor dem Papierrecycling identifiziert, dass es sich um ein Papier mit Kunststoff handelt und sortiert das Material daraufhin aus.
Ergo: Bisher gibt es keine Recyclingmöglichkeit für kompostierbare Kunststoffe. Sie werden deshalb, genauso wie herkömmliche Multimaterialverpackungen, verbrannt!
Für uns bei Packiro bedeutet Nachhaltigkeit immer, dass eine Kreislaufwirtschaft gefördert werden muss - das ist auch unser Anspruch bei unseren Verpackungslösungen. Bisher ist ein Kreislauf nur mit Kunststoff möglich, der recycelt wird, jedoch nicht mit kompostierbaren Kunststoffen. Damit ein Kunststoff recycelt werden kann, darf er nur aus einer Materialart bestehen und muss im gelben Sack entsorgt werden.
Natürlich gibt es viele spannende alternative Verpackungsansätze, deren Potenzial sich in Hinsicht einer Kreislaufwirtschaft noch zeigen wird. Auch wir arbeiten beispielsweise an der Entwicklung von Verpackungen aus bio-basiertem Kunststoff. Bis dahin halten wir euch natürlich bei allen Themen Up-to-date!
Bei allen neuen Entwicklungen, die es in Zukunft auf dem Markt geben wird, ist uns eine Sache besonders wichtig: Eine transparente und ehrliche Kommunikation mit unseren Kund:innen!
Umweltbundesamt (2020): Biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe URL: https://www.umweltbundesamt.de/biobasierte-biologisch-abbaubare-kunststoffe
Detzel, Andreas & Bodrogi, Florian & Kauertz, Benedikt & Bick, Carola & Welle, Frank & Schmid, Markus & Schmitz, Kevin & Müller, Kerstin & Kaeb, Harald. (2018). Biobasierte Kunststoffe als Verpackung von Lebensmitteln. URL: https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Endbericht-Bio-LVp_20180612.pdf
Dallmus (2021): Warum darf kompostierbares Plastik eigentlich nicht in den Biomüll? URL: https://www.br.de/radio/bayern1/plastik-abbaubar100.html
Iris Eckstein, Iris & Lubecki, Magdalena & Lauber, Dr. Uwe: Irreführung: Vermeintlich ökologisches Geschirr aus Bambus besteht zu einem großen Teil aus synthetischem Kunststoff. URL: https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=0&Thema_ID=3&ID=1981&Pdf=No&lang=DE