Viele Verpackungsanbieter geben an, dass ihre Verpackungen zum Teil oder vollständig recycelbar sind, aber was bedeutet das eigentlich? In diesem Artikel räumen wir mit häufigen Fragen und Mythen rund um das Thema Recyclingfähigkeit in Bezug auf Verpackungen auf. Wir haben mit Verpackungsexperte und Packiro Geschäftsführer Felix Bischopink gesprochen und ihn gefragt, warum recycelbare Verpackung derzeit für viele Füllgüter die umweltfreundlichste Verpackung auf dem Markt sind.
Erstellt am29.01.2025Seit 2019 beschäftigt sich Felix Bischopink, Geschäftsführer von Packiro, mit allem rund um das Thema Verpackungen. Er hat gemerkt: das Thema nachhaltige Verpackungen, das lässt sich nicht von einer Partei der Lieferkette allein lösen. Ein Jahr später wurde Packiro gegründet. Der Fokus liegt bei Packiro auf nachhaltigen und somit auch recyclebaren Verpackungen. Hiermit war Packiro einer der ersten Marktteilnehmer, die recycelbare Verpackungen zugänglich gemacht haben.
Aber starten wir zunächst einmal mit einer Begriffserklärung.
Ob „recycelbar“, die englische Schreibweise „recyclebar“ oder „recyclingfähig“ – alle diese Begriffe bedeuten das Gleiche.
In der Verpackungswelt bedeuten diese Bezeichnungen, dass sich die Verpackung als gesamte Verpackungsstruktur mit allen Bestandteilen gut recyceln lässt.
Die Bewertung, ob eine Verpackung recyclebar ist, wird in Deutschland oft von unabhängigen Instituten und Organisationen wie Interzero übernommen. Sie verfügen einen standardisierten Kriterienkatalog, der festlegt, wie gut eine Verpackung recyclebar ist. Das bedeutet, dass diese Verpackungen sich für den Recyclingprozess gut eignen und das aus dem Rezyklat neue Produkte hergestellt werden können.
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Beachte: Ob Verpackungsmaterialien tatsächlich wirklich recycelt werden können, hängt stark davon ab, ob eine Infrastruktur dafür gegeben ist. Wird der Müll richtig getrennt und entsorgt? Wird der Abfall in den Müllaufbereitungsanlagen entsprechend sortiert und aufbereitet? In manchen Ländern ist diese Infrastruktur leider nicht immer gegeben.
In Deutschland funktioniert das Recycling schon ziemlich gut. Daten des Statistischen Bundesamts zufolge liegt die Recyclingquote bei fast 70%. Damit ist Deutschland weltweit führend im Recyceln.
Felix B.: Verpackungen haben einen großen Nachhaltigkeitsimpact, denn sie sind im Endeffekt der Haupttreiber unseres Müll-Problems. Und um dieses Problem zu lösen, gibt es zwei Möglichkeiten: Verpackungen zu reduzieren oder die Verpackungen, die zwangsläufig benötigt werden, besser zu machen. Aber vollständig auf Verpackungen zu verzichten, ist in unserer industrialisierten Welt oft eine Illusion.
Laut Deutschem Verpackungsinstitut ist die Notwendigkeit zum Produktschutz bei Lebensmitteln sogar auch im Hinblick auf die ökologische Belastung relevanter. Denn verderben die Lebensmittel, sei der ökologische Schaden größer, als wenn eine Verpackung zur Verlängerung der Haltbarkeit zum Einsatz kommt. Rund 90% des ökologischen Fußabdrucks würden die Lebensmittel selbst verursachen – lediglich 10% fallen dabei auf die Lebensmittelverpackung.
Felix B.: Wenn wir über recycelbare Verpackungen sprechen, müssen wir diese erstmal von den recycelten Verpackungen abgrenzen. Recycelbare Verpackungen werden aus neuem Plastik „Virgin Plastik“ hergestellt, während recycelte Verpackungen aus recyceltem Plastik hergestellt werden. Neues Plastik – auch Virgin Plastic genannt – wird aus Erdöl gewonnen und wurde noch nicht verwendet oder recycelt.
Felix B.: Damit eine Verpackung-Struktur erfolgreich recycelt werden kann, muss sie sortenrein sein. Das heißt, dass die hauptsächlich verwendeten Verpackungsmaterialien der gleichen Sorte entsprechen: bei Plastikverpackungen aus einer Plastiksorte (z.B. nur PP), Papierverpackungen aus Papier oder biobasierte Verpackungen aus biologisch abbaubaren Materialien. Dann kann die Verpackung mit anderen Verpackungen, die aus dem gleichen Monomaterial gefertigt sind, zusammen sortiert und aufbereitet werden. Außerdem müssen Klebstoffe, Farbstoffe und andere Additive so eingesetzt werden, dass sie den Recyclingprozess nicht zu stark beeinträchtigen. Erst dann kann ein hochwertiges Rezyklat aus diesem Verpackungsmaterial gefertigt werden.
Nicht recyclebar ist hingegen eine Verpackungsstruktur, die diese Kriterien nicht erfüllt. Dazu zählen beispielsweise Verpackungen, die aus mehr als einem Material bestehen. Dabei handelt es sich um „Verbundmaterialien“, welche in den Müllsortieranlagen nicht voneinander getrennt werden können.
Ob eine Verpackung recyclingfähig ist oder nicht erkennst du einerseits also an ihren Materialien – zum Beispiel anhand des Recyclingcodes. Außerdem belegen Zertifizierungen von unabhängigen Instituten wie das „Made for Recycling“-Siegel von Interzero die Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen.
Du suchst nach recyclebaren Verpackungen für dein Produkt? Dann sind unsere Materialien „Metallisierte Martha“ und „Transparente Toni“ die richtige Wahl! Beide bestehen aus Monokunststoff, weshalb sie voll recyclebar sind. Dafür sind sie auch mit dem Made-for-Recycling-Siegel von Interzero ausgezeichnet.
Felix B.: Persönlich halte ich Verpackungen aus recyceltem Plastik (z.B. aus PE- oder PP-Rezyklat) für die nachhaltigste Option – allerdings nicht für Lebensmittel. Man weiß leider nicht, mit welchen Stoffen die Verpackungen vorher in Berührung kamen. In den Rezyklaten können dann Gefahrenstoffe stecken, die sich auf das verpackte Produkt im Inneren übertragen, das heißt „migrieren“ können. Außerdem haben diese recycelten Verpackungen bislang nur in sehr, sehr seltenen Fällen Lebensmittelzulassung. Hierzu muss das Rezyklat im chemischen Verfahren gewonnen werden. Das Verfahren ist aber noch sehr selten und auch die Umweltbilanz ist leider nicht optimal. Als derzeit umweltfreundlichste Verpackung empfehle ich daher Lebensmittelunternehmen recyclebare Verpackungen, die lebensmittelsicher sind und sich für das Recyceln eignen.
Darüber hinaus verfolgen nachhaltige Verpackungskonzepte heutzutage auch dem Prinzip der 3 R’s: Reduce, Reuse, Recycle. Das bedeutet, dass Verpackungen nicht nur recycelt, sondern auch die eingesetzte Materialmenge reduziert werden – zum Beispiel, indem auf platz- und ressourcensparende flexible Verpackungen gesetzt wird.
Felix B.: Die neue Verordnung ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wie der Name Packaging and Packaging Waste Regulation schon suggeriert: hier werden endlich Verpackungen und Verpackungsabfälle gemeinschaftlich gedacht. Sie legt hohe Standards für die Recyclingfähigkeit fest, die es so bislang flächendeckend in der EU noch nicht gab. Recycelbare Verpackungen werden damit stark gefördert und Vorgaben für Quoten aufgestellt. Zusätzlich verpflichtet die PPWR Unternehmen, in die Zukunft eine Mindestquote an recyceltem Material in ihren Verpackungen zu verwenden. Die Verpackungsbranche wird durch die Verordnung dazu gebracht, Innovationen und Nachhaltigkeit weiter und schneller voranzutreiben. Klar, es gibt Bedenken, weil noch nicht genügend hochwertiges Rezyklat verfügbar ist. Aber genau hier muss die Industrie ansetzen. Und all diese Standards gelten länderübergreifend, was gerade für Unternehmen, die international verkaufen, besonders wichtig ist. Außerdem ist die Verordnung hilfreich für alle Unternehmen, die richtig handeln wollen, aber bislang nicht genau wussten, wie das geht, da der Flickenteppich an Regularien in jedem Land nicht mehr zu überblicken war.
💡Hintergründe zur kommenden neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR), dem Inhalt und was die Verordnung für dein Unternehmen bedeutet, erfährst du in diesem Magazinbeitrag.
Felix B.: In Zukunft wird es darum gehen, Verpackungen so zu gestalten, dass sie im Recyclingprozess noch effizienter verarbeitet werden können. Ein Beispiel ist das Deinking, das heißt die Druckfarbenentfernung. Es geht darum, Farben oder Barrieren so zu optimieren, dass sie sich bei der Aufbereitung in den Recyclinganlagen noch einfacher trennen lassen. Dann kann hochwertigeres, transparentes Rezyklat gewonnen werden. Je besser das Rezyklat, desto mehr Einsatzmöglichkeiten gibt es dafür – dann auch im Lebensmittelbereich. Das ist ein Prozess, der Innovationen in der Verpackungs- und Recyclingindustrie voraussetzt. Und als Packiro ist das auch ein stückweit unsere Aufgabe, diese Themen voranzutreiben und vorzudenken. Das haben wir mit unseren recycelbaren Verpackungen schon bewiesen und das werden wir in zukünftigen Strukturen weiter tun.
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