Jeder Deutsche verbraucht pro Jahr durchschnittlich 227,5 kg Verpackungen - eine satte Menge an unterschiedlichsten Materialien, die natürlich im Idealfall sortenrein entsorgt werden sollten. Aber ist das wirklich der Fall? Und was passiert mit den Verpackungen nach der Entsorgung?
Erstellt am23.07.2023Das Entsorgungssystem für Abfall in Deutschland führt bei vielen Verbraucher:innen zu einem täglichen Rätselraten: Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Fehlwurfquote von Verpackungsabfall bei 40 bis 60% liegt – Höchste Zeit also für eine gemeinsame Reise ins After Life unserer Verpackungen!
Die erste Phase im After Life unserer Verpackungen startet meist direkt nach dem Verbrauch des Produkts, ob zuhause oder unterwegs. Doch die richtige Entsorgung von Müll ist oft gar nicht so leicht – auch, wenn alle relevanten Tonnen in der Nähe sind. Häufig fehlen entsprechende Entsorgungshinweise auf Verpackungen . Deshalb gibt es heute nochmal einen kleinen Reminder dazu, welcher Müll in welche Tonne gehört:
Blaue Tonne: Papier und Pappe (z.B. Bücher, Eierschalen oder Geschenkekartons)
Braune Tonne: Organische Abfälle (z.B. Lebensmittelreste, Erde oder Pflanzen)
Gelbe Tonne: Verpackungsmüll aus Kunststoffen & Aluminium (z.B. Joghurtbecher, Milchkartons oder Kunststofftüten)
Schwarze Tonne: Restmüll, der nicht recycelt werden kann (z.B. Asche, Geschirr oder Staubsaugerbeutel)
Benutzte Papiertücher im Altpapier: Verschmutzte Papiertücher gehören in den Restmüll
Zahnbürsten im gelben Sack: Auch diese gehören in den Restmüll
Kassenzettel im Altpapier: Hier ist der Restmüll die richtige Wahl
Alt-Textilien im Restmüll: Dieser sollten in den Altkleidercontainer geworfen werden
Falsch entsorgte Materialien stören nicht nur den späteren Sortierprozess und müssen zum Teil mühsam von Hand oder mit speziellen mechanischen Verfahren wie Sieben oder Magneten aussortiert werden – sie werden daraufhin leider auch mehrheitlich verbrannt. Adieu, Recycling! Ein braunes Glas zwischen vielen weißen Gläsern ist ebenfalls folgenreich: Es verfärbt beim Einschmelzen die weißen Exemplare. Als kompostierbar gekennzeichnete Verpackungen gehören entgegen häufigen Annahmen ebenfalls in den Restmüll, da es für diese Materialien (z.B. PLA) derzeit keine Recyclingmöglichkeiten gibt – auch sie werden aktuell verbrannt.
Der grüne Punkt ist ein geschütztes Markenzeichen des Dualen Systems "Der Grüne Punkt”. Mit dem Grünen Punkt auf einer Verpackung, zeigen Hersteller:innen oder Händler:innen, dass die Pflichten des Verpackungsgesetzes erfüllt wurden (Anmeldung Verpackungen und Zahlung des Lizenzentgeltes). Die Aufdruckung des Zeichens ist jedoch nicht verpflichtend und gibt keine Auskunft darüber, in welchem Müll die Verpackung entsorgt werden muss (Altpapier vs. Gelbe Tonne vs. Altglas).
Die Abfuhr von Haus-, Bio- und Sperrmüll wird von den Kommunen geregelt. Die Entsorgung und Sortierung von Verkaufsverpackungen werden dagegen von den Dualen Systemen organisiert. Altglas, Altpapier und Kunststoff werden dabei getrennt abgeholt und nicht – wie von Einigen angenommen – zusammengeworfen. Bei Verkaufsverpackungen sind die Kosten für die spätere Entsorgung bereits einkalkuliert. Aus diesem Grund sind Hersteller:innen dazu verpflichtet, ihre Verpackungen bei einem Dualen System anzumelden und ihr Lizenz-Entgelt zu zahlen. Dafür organisieren und finanzieren die Dualen Systeme die Sammlung, Sortierung und Verwertung der Verpackungsabfälle.
Laut Umweltbundesamt wurden 2019 53% aller Kunststoffe, die im gelben Sack entsorgt wurden, verbrannt - das entspricht 3 Millionen Tonnen. 60 Prozent davon sind falsch entsorgte Materialien - hausmüllähnliche Abfälle - also Restmüll. 30 Prozent sind Sortierreste aus der Wertstoffaufbereitung (z.B. Multimaterialstrukturen) und 10 Prozent sonstige Abfälle. Zudem ist es für die Industrie oft einfacher und günstiger, Kunststoffe zu vernichten und neu zu produzieren, als sie zu recyceln.
Durch die Dauerschleife “produzieren, verbrauchen und verbrennen” werden nicht nur viele wertvolle Ressourcen verbraucht, die Verbrennung setzt auch viel klimawirksames Co2 frei. Zusätzlich werden leider auch heute noch deutsche Kunststoffabfälle teilweise ins Ausland exportiert. Nur ein kleiner Teil dieser Abfälle wird dort tatsächlich recycelt. Der Rest wird verbrannt oder deponiert. Um die Recyclingquote zu erhöhen und zu vermeiden, dass Abfälle weiterhin verbrannt oder exportiert werden, ist es unser Ziel, Materialkreisläufe zu schließen. Das bedeutet, dass wir unsere begrenzten Rohstoffe mehrfach nutzbar machen, um sie in unserem Wertstoffkreislauf zu erhalten.
Bei der Verwertung der gesammelten Verpackungsabfälle müssen bestimmte Recyclingquoten für Glas, Papier und Kunststoff eingehalten werden. Nachweise sollen belegen, dass die gesammelten Verpackungsabfälle tatsächlich zu einem großen Teil dem Recycling zugeführt werden. Ein Problem dabei: Auch Verunreinigungen und die Belastung mit Schadstoffen wie Weichmacher erschweren das Recycling und mindern die Qualität des Rezyklats. Ob Kunststoffe nach dem Recycling wirklich so hochwertig sind, dass sie für neue Produkte verwendet werden können, spielt für die offiziellen Quoten leider keine Rolle.
Im weitesten Sinne zählt übrigens auch die Verbrennung von Abfällen zum Recycling. Dabei wird die Energie, die einmal in das Produkt gesteckt wurde, als thermische Energie wieder freigesetzt - und kann z.B. zur Stromerzeugung genutzt werden. Wenn von der Verwertungsquote von Abfällen die Rede ist, wird zumindest teilweise auch die Menge der verbrannten Abfälle mit einbezogen. Das lässt die Recyclingquote natürlich besser aussehen, als sie tatsächlich ist.
Deshalb ist es wichtig, zu verstehen, woran die Wiederverwertbarkeit wirklich hängt, denn nicht alle (Kunststoff-)Verpackungen lassen sich gut recyceln. Die meisten Verpackungen bestehen zum Schutz der Produkte nämlich aus vielen verschiedenen Materialschichten (sogenannte Multi-Materialien). Diese Schichten sind so fest miteinander verbunden, dass sie in den Sortieranlagen nicht voneinander getrennt werden können.
Wenn man alle Kunststoffschichten inklusive der Klebstoffe einfach gemeinsam aufschmilzt, erhält man lediglich einen undefinierbaren Klumpen - minderwertiges Rezyklat, welches für die Herstellung neuer Produkte unbrauchbar ist. Dabei gibt es eine Lösung: Monostrukturen, also Verpackungen aus nur einer Kunststoffart. Diese lassen sich vollständig recyceln, weshalb wir bei Packiro mit unseren Materialien Toni und Martha auf genau dieses Prinzip setzen. Leider machen Monostrukturen derzeit nur einen sehr geringen Anteil aller Plastikverpackungen aus.
Mit unseren zertifiziert recycelbaren Verpackungsheldinnen Toni und Martha schaffen wir also alle Grundlagen für ein wirkliches After Life von Kunststoff, das länger dauert als ein kurzer Aufenthalt in der Sortieranlage – und du kannst mit einer bewussten Verpackungsentscheidung mit uns dazu beitragen, die Recyclingquoten zu erhöhen.
Nicht jedes Rezyklat kann für beliebig neue Produkte verwendet werden. Besonders bei flexiblen Verpackungen für Lebensmittel ist der Einsatz von Rezyklat sehr schwierig. Grund dafür sind die (natürlich wichtigen) Regularien der Lebensmittelsicherheit, da verhindert werden muss, dass schädliche Chemikalien aus recycelten Materialien in Lebensmittel übergehen. Um das auszuschließen, muss ein „Closed Loop“, also ein geschlossener Kreislauf, sichergestellt werden. Das gibt es bisher leider nur sehr selten, wie z.B. beim PET-Pfandsystem.
Dennoch ist klar: Auch, wenn aus dem Joghurtbecher kein neuer Joghurtbecher wird, sondern das Rezyklat für andere Produkte wie beispielsweise eine Parkbank verwendet wird, ist diese Art von Recycling natürlich viel besser als eine Verbrennung und vollständige Neuproduktion auf Basis neuer Ressourcen. Die Entwicklung eines “Closed Loop” ist und bleibt jedoch ein wichtiges Thema und die Möglichkeiten entwickeln sich ständig weiter - wir bleiben am Ball und halten euch Up to Date!
Die getrennte Sammlung und Verwertung von Verpackungen trägt dazu bei, dass Wertstoffe erneut genutzt und Co2 eingespart werden kann. Zusammen mit deiner Unterstützung möchten wir die Recyclingquoten erhöhen und die Verbrennungs-Quoten deutlich reduzieren. Auf dem Weg zu einer Circular Economy spielen Verpackungen eine große Rolle – insbesondere auch die aus Kunststoff. Damit diese ein zweites Leben bekommen, setzen wir bei unseren Standbodenbeuteln und Blockbodenbeuteln auf vollständig recyclingfähige Monostrukturen anstelle der verbreiteten und nicht recycelbaren Multi-Material-Kunststoffe. Wir bedenken die Recyclingfähigkeit deiner Verpackung von Anfang an, um den Rohstoffen mehr als ein Leben zu schenken: Denn Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn nicht schon zu Beginn der Produktionskette Fehler gemacht werden, die ein späteres After Life verhindern. Hilfst du uns bei dieser Mission?